Very Swedish

Von Trollhättan auf den Halleberg

Sehr schwedisch – so begann und endete der heutige Tag. Heute Morgen lag direkt vor unserem Stellplatz die Wilhelm Than, eines der Symbole des Schiffsverkehrs auf dem berühmten Götakanal, der seit 1832 Stockholm mit Göteborg verbindet und dabei die beiden großen Seen Vänern und Vättern durchquert. Wir rüsten uns für den Tag.

Zugvogel Stellplatztipp

Der Dampfer ist so typisch schwedisch wie die Begeisterung für alte Autos, die wir gestern Abend kennenlernen durften. Das Naturparadies auf dem Halleberg und Schloss Läckö werden unter anderem unsere heutigen Ziele sein. Sehr schwedisch ist auch das, was uns bei der Ausfahrt aus Trollhättan klar wurde. Hier produziert die Firma Saab mit dem, was von der PKW-Sparte noch übrig ist. Die Finanzkrise führte 2011 zur Insolvenz dieses schwedischen Traditionsunternehmens. Nun konnten wir uns das recht abgerissene Stadtbild im Zentrum von Trollhättan erklären, das uns gestern weder ein Bild noch ein Wort wert war.

MS Wilhelm Than
MS Wilhelm Than

Unsere erste Station führte uns heute auf den Halleberg. Hierzu fahren wir die kurze Strecke von Trollhättan nach Vargön. Dort beginnt gleich hinter einer Bahnunterführung der Hallebergsvägen. Sechseinhalb Kilometer geht es nun auf einer gut befahrbaren Waldstraße, bis die Straße an einem Parkplatz endet. Von hier aus sind es eineinhalb Kilometer Fußweg bis zum Prediktstolen. Es ist ein zauberhafter Pfad, auf dem wir uns bewegen. Der uralte Fichtenwald ist durchzogen von Moosen und Farnen, deren zartes Grün in der Sonne leuchtet. Immer wieder säumen kleine Felsen den Weg, die ebenfalls mit Moosen bedeckt sind. Ein kleiner Waldtümpel ist von Riedgras überwuchert. Angekommen am Prediktstolen – dem Predigerstuhl – haben wir eine tolle Aussicht auf den Vänersee, auf dem jetzt am Vormittag noch keine Schiffe und Boote ihre Bahnen ziehen. Und da die Luft heute noch klar ist, haben wir auch eine tolle Fernsicht und erkennen das gegenüberliegende Ufer, das hier bis zu 10 Kilometer entfernt ist. Es ist ein echtes Naturparadies, das ihr auf keinen Fall verpassen solltet.

Badepause

Gegen 12:15 Uhr sind wir wieder am Wohnmobil und der Tag hat sich zu einem schönen Sommertag gemausert. Eine Badepause scheint uns nun das Richtige, bevor wir unsere Fahrt Richtung Norden fortsetzen. Gelegenheit hierfür finden wir in Gaddesanna. Der Strand scheint eine typische schwedische Sommerfrische zu sein. Wir haben den Eindruck, dass wir unter den vielen Badelustigen, die mit Kind und Kegel an den Strand gezogen sind, die einzigen Touristen zu sein. Das finden wir sehr sympathisch.

Strand von Gaddesanna
Strand von Gaddesanna

Ganz nebenbei lernen wir noch etwas über die kollektive Postzustellung auf dem schwedischen Land. Hier landet die Post nicht im Briefkasten auf der eigenen Scholle. Dafür gibt es an einer zentralen Stelle im Ort eine Briefkastenbatterie, an der alle Briefkästen des Ortes hängen. Teilweise sind insbesondere die Hausnummern auf den Kästen liebevoll gestaltet.

Postkastenbatterie
Postkastenbatterie

Schloss Läckö und die Insel Kållandsö

Nun ist uns nach Kultur – ein Bedürfnis, dem sich hier in der Nähe am besten auf Schloss Läckö auf Kållandsö nachkommen lässt. Nachdem wir das Womo auf dem großen Parkplatz, ca. 500 Meter vom Schloss entfernt, geparkt haben, erwartet uns am Schloss eine schwedische Bilderbuchidylle: Schloss, Yachthafen, ein historischer Passagierdampfer, Badestellen und viele einheimische Touristen, die offenbar zu dem Teil der schwedischen Gesellschaft gehören, die ihr Leben wohl eher auf der Sonnenseite verbringen. Der Passagierdampfer scheint übrigens die MS Diana zu sein – eines der beiden Schwesterschiffe der MS Wilhelm Than, die uns heute Morgen begegnete. Auf allen drei Schiffen kann man übrigens eine mehrtägige Passage über den Götakanal buchen.

Das Schloss selbst kommt wie ein Märchenschloss daher. Die schneeweißen Wände, gekrönt von tiefroten Ziegeln auf den Dächern von Palas und Türmen, leuchten in der Sonne – sehr schön.

Der Schlosshof, die Kapelle, die Küche und das Außengelände können kostenfrei betreten werden. Wir belassen es dabei und verzichten auf die Führung durch die Gemächer des alten Bischofsschlosses. Mehr über das Schloss und dessen Geschichte könnt ihr hier erfahren.

Es ist nun an der Zeit, darüber nachzudenken, wo wir die heutige Nacht verbringen wollen. Wir könnten hier auch auf dem Parkplatz am Schloss stehen bleiben. Dieser Ort erscheint uns jedoch etwas trostlos, sodass wir nun die Insel Kållandsö mit dem Womo noch ein wenig erkunden. Vielleicht findet sich ja noch ein lauschigeres Plätzchen. Aber weder am südöstlichen Ende von Kållandsö noch bei Spiken, einem malerischen Fischer- und Touristendorf, werden wir fündig. In Spiken gibt es zwar einen Stellplatz, aber hier ist uns zu viel Trubel. So fahren wir zurück zum Parkplatz am Schloss und beschließen, dort zu bleiben.

Zugvogel Stellplatztipp

Spiken und der Rest des Abends

Wir lösen am Automaten einen Parkschein für 100 SEK für die kommende Nacht. Um dem Staub des Stellplatzes zu entgehen, beschließen wir, noch eine kleine Tour zu unternehmen. Es geht nun noch einmal mit dem Rad nach Spiken – auch so eine typische Sommerfrische der Schweden. Nach zweieinhalb Kilometern durch den Wald und über Felder ist das Ziel erreicht. Früher scheinbar ein Fischerdorf, ist hier heute alles auf Tourismus getrimmt. Bars, Imbissbuden und Restaurants reihen sich links und rechts der Straße zum Hafen aneinander. Wir essen in einem der vielen Restaurants zu Abend und genießen dann am Hafen den Blick auf die Bucht, die im Licht der schon tiefstehenden Sonne ein wenig leuchtet. Zwei Kanuten kehren gerade von ihrer Tour zurück.

Das ist auch für uns das Zeichen, nach Läckö zurückzukehren. Aber noch wollen wir uns nicht zur Ruhe legen. Wir besuchen noch die kleine Ausstellung im Naturparkzentrum, um dann an dem genialen Badesteg gleich nebenan den Staub des Tages abzuspülen. Dabei liegt das Schloss im Licht der über den Vänersee untergehenden Sonne – ein toller Anblick.

Schloss Läckö im Abendlicht
Schloss Läckö im Abendlicht

Den Abend beenden wir bei zwei Bier im Restaurant des Naturparkzentrums. Die 170 SEK (ca. 17,00 €) hierfür waren dann auch „very Swedish“.

Handcraft Beer
Handcraft Beer


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