Abschied vom Atlantik – hinauf in die Pyrenäen

Gestern hatten wir Bergfest auf unserer Tour. Die erste Hälfte unseres Urlaubs ist leider schon wieder vorbei. Übermorgen werden wir in Toulouse sein um unsere Tochter Paula mit an Bord zu nehmen. Da wir nun schon soweit südlich sind, beschließen die nächsten beiden Tage den Pyrenäen zu widmen.
Bevor es los geht aber noch unser Stellplatztipp von der vergangenen Nacht:

Vorher aber müssen wir noch einem kleinen Familienaberglauben gerecht werden. Am Tag der Abreise muß man dem Meer, an dem man gerade ist, persönlich auf Wiedersehen sagen. Dann klappt es auf jeden Fall mit der Rückkehr an dessen Gestade. 

Moliet-et-Maa

Also fahren wir heute morgen zunächst an den Strand von Moliet-et-Maa. Jetzt gegen 09:30 Uhr ist hier noch nicht viel los. Erst wenige badelustige und Spaziergänger sind auf dem unglaublich breiten Strand anzutreffen. Wir erledigen unsere Pflicht des Abschieds vom Atlantik mit einem Fußbad und stapfen durch den tiefen, von der Nacht noch feuchten Sand, zurück in Richtung Womo. Als wir wieder festen Boden unter den Füßen haben, beginnt die hiesige Flaniermeile, die Avenue de l’Oecan, langsam zu erwachen. Bars und Restaurants haben zwar noch geschlossen, die Souvenir- und Klamottenläden aber öffnen gerade ihre Türen und an einer Boulangerie hat sich eine lange Schlage gebildet. Wir reihen wir uns für die nächsten 15 Minuten ein, um uns mit frischen Baguettes, Croissants und Schokoladenbrötchen einzudecken.

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Weiter – die Pyrenäen sind das Ziel

Gegen 10:15 Uhr starten wir. Es ist Höchste Zeit, denn bis zum Col de Tourmalet liegen gute 200 Kilometer vor uns. Wir vertrauen dem Navi und lassen uns über Lèon, Saint-Geoures und Saubusse bei Peyrehorade auf die Autobahn 64 leiten. Die Landschaft ändert sich merklich. Weg von den Kiefern- und Pinienwäldern, hin zu einer satten, von Gräben und Flüssen durchzogenen Hügellandschaft. Wir durchqueren viele kleine und scheinbar verschlafene Ortschaften. Hin und wieder säumen alte Alleen die Straße. Fast eine Stunde brauchen wir bis zur Autobahn.

Von dort an geht es schneller voran. Die Autobahn ist im tadellosen Zustand. Baustellen und Staus scheinen hier unbekannt zu sein. Wir gleiten dahin. Rechts von uns erhebt sich langsam die Gebirgskette der Pyrenäen. Wir passieren Pau und verlassen gegen 12:20 Uhr die Autobahn bei Tarbes.

Damit liegt der größte Teil der heutigen Strecke schon hinter uns. Nun geht es aber deutlich langsamer voran. Unser Navi wählt die D 935 für unseren Aufstieg zum Col Tourmalet. Wir folgen ihr immer entlang des Tals, dass das Flüsschen L’Adour in die Landschaft geschnitten hat.

Die Ortsbilder sind hier ganz anders als am Atlantik. Mehrstöckige Häuser reihen sich an den langen Hauptstraßen der Orte die parallel zum Fluß verlaufen. Zunächst ist die Landschaft flach, geschaffen durch den Fluß, in den Millionen von Jahren seit der Auffaltung der Pyrenäen Schotter in die Ebene trug. Spätesten ab Sainte-Marie de Campan  geht des deutlich bergauf. Hinter Artigues  beginnen die ersten Serpentinen. Oberhalb des Ortes legen wir einen Fotostopp ein. Eine markante Schneise durch den Wald bietet einen Blick nach Süden in das Tal des L’Adour de Gripp. Im Osten leuchtet der Pic de la Ballonque in der Sonne. Wir fahren weiter und erreichen kurze Zeit später die Baumgrenze bei ca. 1600 Höhenmetern.

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Col du Tourmalet

Wir erreichen La Mongie und erkennen wie der Massentourismus einen Ort mit seinen Hotelzweckbauten entstellen kann.  Es wird immer steiler. In einer Kehre der Serpentinen müssen wir in den ersten Gang herunterschalten. Trotz 150 PS bei 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Langsam zu fahren ist hier aber noch auch einem anderen Grund angesagt. Schon seit Artigues weisen Schilder auf die Radfahrer hin, die sich diesen Anstieg antun. Und es sind nicht wenige, viele davon sind in Seniorenalter. Respekt, denn für jeden Radfahrer hier oben.  Es ist einfach unglaublich steil.

Dann ist der Col du Tourmalet (2116 m) erreicht. Dieser legendäre Pass, der für jeden Fan des Radsports sowas wie eine Ikone ist, bietet einen tollen Ausblick nach Westen. Pic du Tourmalet (2486 m), La Taoulet (2341 m), Pic de Penne Blanque (2441 m) bestimmen das Panorama in Richtung Westen. Auf der Straße sind in großen Lettern die Helden der vorletzten Tour de France verewigt. 

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Für alle die mal bei schönen Wetter in der Nähe sind: Auf jeden Fall hier herauffahren und die Aussicht genießen!

Col d’Aspin

Wir überqueren den Pass und fahren ein weinig hinunter, um auch die Aussicht nach Osten genießen zu können. Dann geht es für uns zurück bis nach Sainte-Marie de Campan. Von dort nehmen die D 918 um auf den Col d’Aspin zu gelangen. Hinweisschilder belehren uns darüber, daß wir uns nun auf der historischen Route der Tour de France von 1910 befinden. Auch hier auf den Schildern die Bitte um Rücksicht auf die Pedalritter, die diesen Pass zu ihrem Ziel erklärt haben. 

Dabei erinnere ich mich an eine Kino-Komödie die in meiner Jugend zum Gassenfeger wurden und uns viel Spaß bereitete: Schussfahrt nach San Remo

Oben angekommen halten wir an und genießen die Aussicht und die Bergidylle zwischen den frei laufenden Rindern. 

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Nun gehen wir den vermeintlich letzten Abschnitt der heutigen Tour an. Im nächsten Tal, in Arreau, wollen wir den örtlichen Stellplatz für die kommende Nacht nutzen. Wir kurven mehrfach durch die engen Straßen des Ortes und umrunden ihn einmal auf der Umgehungsstraße. Erst dann finden wir Stellplatz. Leider zu spät, gerade belegt ein Womo den letzten Stellplatz.  Wir sind ein wenig frustriert. 

Bagnéres-de-Luchon

Uns bleibt nichts als nach Bagnéres-de-Luchon weiterzufahren. Eine Passstraße und 40 Kilometer sollten aber heute noch zu schaffen sein. Es geht zunächst hinauf zum Col de Peyresourde. Auf den Weg hinunter sind wieder die Helden der Tour de France auf den Asphalt gezeichnet.

In Bagnéres-de-Luchon finden wir recht schnell den ersehnten Stellplatz.

Wir machen die Räder bereit um den Ort zu erkunden.

Wir entdecken einen Kurort, den man gerade noch – oder gerade nicht mehr – mondän nennen könnte. Es ist eine seltsame Mischung aus langsam vergehender Pracht und offenen Verfall. Trotzdem oder gerade deswegen ist dieser Ort in unseren Augen sehr reizvoll. 

Pächtige Hotelfassaden, das alte Kurhaus im klassizistischen Stil, die Therme aus den siebziger Jahren, tolle Jugendstilvillen und ein vom Verfall angeschlagenes Casino bleiben uns von diesem Abend in Erinnerung. Auf jeden Fall aber auch die rüstigen Boulespieler in der Avenue J Boularan. Der ungekrönte König unter ihnen schaffte es bei vier von fünf Würfen die jeweils führende Kugel kurzerhand aus der Konkurrenz zu schlagen. 

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Das angebrannte Entrecote im Hotel Francois wird mein Gedächtnis hoffentlich bald verlassen. 

Bagnéres-de-Luchon
Bagnéres-de-Luchon
Tagestrecke Ètang de Léon woin Vielle - Bagnéres-de-Luchon
Tagestrecke Ètang de Léon woin Vielle – Bagnéres-de-Luchon

1 Kommentar zu „Abschied vom Atlantik – hinauf in die Pyrenäen“

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